Letzte Aktualisierung 11. September 2023
Die EverNote Preiserhöhung lässt viele Nutzer überlegen, ob sie nicht das Tool wechseln und ihr EverNote Abo kündigen sollen. Denn die Kosten steigen deutlich an.
Lange Zeit – und damit meine ich wirklich eine seeehr lange Zeit – war EverNote für mich der Dreh- und Angelpunkt für mein Unternehmen. Es begleitet mich seit 2005, also fast seit Beginn meiner Selbstständigkeit. Über EverNote habe ich meinen allerersten Beitrag in diesem Blog geschrieben.
EverNote hat in seiner Geschichte viele Veränderungen mitgemacht – oftmals waren sie zu Beginn nicht schön, aber immer wurde sinnvoll nachgebessert. Ich bin über die ganze Zeit treu geblieben, als zahlender Kunde. Es ist immer gut gegangen. Hinterher war ich in der Regel sehr zufrieden mit den Veränderungen.
Doch Ende 2022 ging eine Nachricht durch die Online-Welt, die auch mich massiv beunruhigt hat:
Inhalt
EverNote wurde verkauft.
An ein italienisches Unternehmen namens Bending Spoons.
Das ist ein Unternehmen, das als "App-Verwerter" bezeichnet wurde:
Das las sich ziemlich ernst.
Im verlinkten Beitrag wurde von Wochenabonnements in Höhe von je 10 Dollar gesprochen.
WHAT?
Mein heißgeliebtes EverNote! Und dann so eine Preispolitik!
NO WAY!
Von Stund' an begann ich, mich nach geeigneten Alternativen umzuschauen.
Zumal ich immer wieder in Facebook-Gruppen, Foren und privaten Netzwerken weitere Hiobsbotschaften las.
Etwa wie diese:
Evernote entlässt fast alle Mitarbeiter
Dazu kam: Auch für Bestandskunden wurde EverNote bereits im Frühjahr deutlich teurer.
Kostenlose Nutzer bekamen weitere Einschränkungen, die eine kostenlose Nutzung nahezu sinnfrei machten. Dazu gehört die Synchronisation zwischen maximal zwei Geräten und ein monatliches Uploadlimit von nur 60 MB.
Einige meldeten auch Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Datensicherheit an (naja, die gibt es immer … ich sag nur, solange man keine Personendaten und wie ich, vorwiegend Webclips mit der App verwaltet, kann man sich da auf jeden Fall entspannen).
Andere wiederum verwiesen auf technische Einschränkungen und Usability-Probleme. Auch ich war mit der neuen Nutzeroberfläche und einigen Features, die in der neuen Version plötzlich fehlten, eher unzufrieden. Darum habe ich auf meinem Windows-System bis vor kurzem noch die "alte" Programmversion verwendet. Auf meinem Macbook habe ich aber die Entwicklung der App mitgemacht. Es spricht FÜR Evernote, dass die Datensynchronisierung trotzdem reibungslos funktionierte.
Immer wieder las ich von Mitgliedern in meiner Facebook-Gruppe und anderenorts, dass man nun wechseln und sich endgültig verabschieden würde.
Byebye Evernote, hello Notion, Joplin oder Obsidian – beispielsweise.
Seit der ersten Nachricht im November 2022 habe ich mich also ebenfalls nach Alternativen umgesehen.
Aber was wollte ich eigentlich (abgesehen davon, dass alles wie zuvor bleibt 😉)?
Meine Anforderungen an eine Alternative zu Evernote
- Preislich sollte die neue Lösung nicht teurer (in der Gesamtheit) werden als der Bereich zwischen dem alten und dem neuen Preis von Evernote. Für meinen Vertrag bedeutet das: Zwischen 60 und 100 Euro jährlich.
- Außerdem sollte ein sinnvoller Workflow damit zu bauen sein – insbesondere für zwei meiner Hauptanwendungen: Die Webclips und die Volltextsuche über verschiedene PDF-Dokumente hinweg (also nicht nur die Volltextsuche innerhalb eines PDF-Dokuments, sondern ALLER PDF-Dokumente).
- Dazu sollte ein Webclipper als Extension für den Chrome-Browser verfügbar sein.
- Ich möchte formatierte Notizen anlegen können. Die Notizen sollten sich mindestens mit Tags/Schlagwörtern und möglichst auch Ordnern strukturieren lassen.
- Ich brauche eine Synchronisierung über alle meine Geräte – also Windows, Mac, iOS und Android … mindestens aber mobile Apps für beide Betriebssysteme und eine browserbasierte Anwendung.
- Für die Kontinuität: Importfunktion für Evernote-ENEX-Dateien inklusive aller Anhänge, vor allem der PDF-Anhänge.
Eigentlich gar nicht so dramatisch, sollte man denken.
Aber so einfach war das tatsächlich wirklich nicht. Zumal ich mittlerweile respektable 27.889 Notizen in meinem Evernote habe (so viele sind das gar nicht … ! Nur etwa 4 bis 5 Notizen am Tag … über die Jahre gesehen).
Jedenfalls, ich begann, nach Alternativen zu googlen … was sonst? 😉
Doch dann meine Überraschung:
Evernote ist so vielseitig, dass man erstaunt ist, was alles als Alternative zu Evernote im Web zu finden ist. Das reicht von Todo-Apps über sehr nerdige und minimalistische Notizen-Apps bis hin zu Outliner-Apps, die ein ähnliches Konzept wie Evernote verfolgen.
Ich habe mir also über die letzten Monate wirklich viele Alternativen angesehen.
Bin ich inzwischen gewechselt?
Nein. Das bin ich nicht.
Werde ich wechseln?
Vielleicht …
Solltest Du von Evernote zu einer anderen App wechseln?
Du siehst, meine Überlegungen sind noch nicht final abgeschlossen. Ich habe eine, vielleicht zwei Apps gefunden, die für mich EverNote zwar nicht 100%ig ersetzen können, aber die im Verbund mit anderen Apps eine Alternative darstellen könnten. Fürs Erste habe ich entschieden, zu bleiben. Die rund 100 Euro sind für mich immer noch ein guter Gegenwert und alle meine Workflows umzustellen, alles in andere Apps zu portieren, das ist mir zeitlich einfach zu aufwendig für nur 40 Euro mehr.
Und das ist auch der Ansatz für meine Empfehlung für Dich.
- Werde Dir über Deine individuellen Anforderungen und Vorlieben klar.
- Bilde Dir Dein eigenes Urteil über den neuen Besitzer Bending Spoons.
Gerade der zweite Punkt war für mich nicht unwichtig. Als ich hörte, der Käufer von EverNote sei ein App-Verwerter, fand ich das schon bedrohlich. Zwar kenne ich niemanden bei EverNote persönlich, aber das Unternehmen als solches war mir schon irgendwo sympathisch. Also war ich erstmal entschlossen, eine Alternative zu finden. Doch dann las ich in kürzester Zeit drei Artikel, die meine Meinung zum italienischen Unternehmen Bending Spoons etwas verschoben haben.
Der erste Artikel, ein "Interview" mit Bending Spoons las sich schon ganz vernünftig.
Der zweite Artikel war dieser zur Preiserhöhung und den neuen Features. Hier sah ich dann endlich mal den neuen Preis für meinen Vertrag. Von Wochenpreisen um 10 Dollar kann keine Rede sein. Weiterhin: Die Aussage, dass es sich um die erste Erhöhung des Preises seit sieben Jahren handelte, war – zumindest für mich – korrekt. Sieben Jahre sind eine lange Zeit und Evernote hat sich in diesem Zeitraum sehr weiter entwickelt. Die neuen Features klingen interessant und hilfreich – und klar, dass KI ins Tool einzieht. Ob das dann für mich sinnvoll ist, werde ich sehen.
Und der dritte Artikel relativiert zumindest für mich die Meldung, dass Evernote fast alle Mitarbeiter entlässt. Denn: Evernote verlagert das Unternehmen nach Europa. Europa liegt mir natürlich näher als die USA und so finde ich das gar nicht so verkehrt.
Meine Vertragsverlängerung ist erst im November 2023 fällig. Bis dahin habe ich noch etwas Zeit, die weitere Entwicklung zu verfolgen. Notfalls, wenn mir diese nicht gefällt, kann ich dann im November 2024 immer noch Evernote kündigen.
Meine Evernote Exit-Strategie
Sollte ich tatsächlich wechseln, wird nicht eine einzige App Evernote ersetzen, sondern ich werde meinen Workflow auf verschiedene Apps aufteilen. Für den Webclipping Teil werde ich entweder die kostenpflichtige Version von Pocket nutzen (ein etabliertes und bewährtes Tool, das ich seit Jahren kostenlos im Einsatz habe) oder eventuell auch Cubox verwenden (das eher unbekannt ist, aber ebenfalls ein paar nette Features hat, andererseits gefällt mir der Memo-Editor nicht). Für die Volltextsuche über meine PDFs habe ich bereits eine Software erworben, die aber leider nur für den Mac und iOS verfügbar ist: PDFsearch. Für reine Notizen würde ich dann UpNote verwenden. Das ist für eine Schnäppchen-Einmalzahlung von unter 30 Euro (oder monatlich 99 Cent) zu bekommen und in einem Test hat sogar der Import von Evernote-ENEX-Dateien mit PDFs sehr sauber funktioniert. Wenn Du mehr über diese Tools wissen möchtest, dann schau Dir meinen Blogbeitrag zu Evernote Alternativen an.
Fazit
Gerade wenn Du ein Tool schon sehr lange und sehr intensiv nutzt, will ein Wechsel zu einem anderen oder eventuell auch mehreren Tools gut überlegt sein.
Eine Erhöhung um etwa 67 Prozent ist erstmal ein kräftiger Schluck aus der Pulle, den Evernote sich da genehmigt. Aber wenn ich in Betracht ziehe, dass es eben sieben Jahre lang nicht teurer geworden ist und ein Wechsel zu anderen Tools eben auch mit Kosten, Aufwand (Tools testen) und veränderten Workflows verbunden ist, dann ist es für mich aktuell günstiger, bei Evernote zu bleiben.
Sollte es aber in 2024 eine weitere deutliche Preissteigerung geben, bin ich jetzt gewappnet und weiß, wie ich dann weiter arbeiten werde, um mein Wissen zu verwalten.
Wie sieht es jetzt bei Dir aus? Wirst Du bei EverNote bleiben oder gehen? Schreibe mir gerne einen Kommentar!
Wie immer gehst Du sehr umsichtig mit der Frage um, liebe Birgit. Ich stimme Dir in Deinen Schlussfolgerungen komplett zu.
Ich bin auch ein Typ, der sich im ersten Moment über Preiserhöhungen wahnsinnig aufregen kann. Aber letztlich kommt es darauf an, wieviel Geld, Zeit und Nerven eine Alternative kosten würde.
Ich selbst bin schon vor Jahren von Evernote zu OneNote gewechselt. Das hatte aber nichts mit dem Preis zu tun. Es war einfach so, dass OneNote auf den zweiten Blick besser zu meiner Arbeitsweise passte. Es hat ein paar Funktionen, die ich sehr liebe und die Evernote nicht hat. Die Tags vermisse ich dagegen etwas.
Es gibt nie die perfekte Lösung. Also wenn etwas zu 90 % ordentlich läuft, dann können wir doch zufrieden sein.
Viele Grüße
Dagmar
Herzlichen Dank für Deinen Kommentar, Dagmar. Ich habe inzwischen fünf oder sechs Anläufe unternommen, um OneNote zu lieben – allein, es gelingt mir nicht. Ich stimme Dir voll zu: 100%ige Zufriedenheit hat man wohl nie – und einige neue Platzhirsche wie Notion zeigen ganz andere Konzepte als EverNote oder OneNote und sind ebenfalls cool. So schön, dass wir die Wahl haben (auch, wenn sie manchmal zur Qual werden kann) und wir uns das aussuchen können, was zu unserer Arbeitsweise passt.
Liebe Grüße
Birgit
Liebe Birgit!
Danke, dass Du uns an Deinen Überlegungen teilhaben lässt. Das finde ich sehr hilfreich.
Ich habe Evernote zwar, nutze es aber eher spärlich.
Da aber meine Verlängerung ansteht, dachte ich mir, dass es gut wäre, sich mit der Preiserhöhung und dem Tool auseinanderzusetzen. Ich habe den großen Vorteil, dass ich hier in Indien mit dem neuen Preis nur etwa 45 Euro zahle. Daher habe ich mich entschieden, erst einmal Evernote weiter zu nutzen und auch häufiger einzusetzen. Dann überlege ich noch einmal in einem Jahr.
Das alles auf mehrere Apps aufzuteilen, fände ich zu aufwendig, nur um vielleicht 10 Euro (in meinem Fall) zu sparen.
Liebe Grüße von Marion
Liebe Marion,
ja, das muss man immer abwägen – oft ist man wegen einer Preiserhöhung erzürnt, investiert dann aber in ein oder mehrere neue Tools so viel Zeit, dass es sich eher gelohnt hätte, die Preiserhöhung zu akzeptieren. 45 Euro sind natürlich ein Schnapper. Aber wenn Du es nur wenig nutzt (und vielleicht gar nicht die PDF-Volltextsuche brauchst), dann wäre UpNote mit einmalig 29 Euro echt eine schöne Alternative.
Liebe Grüße
Birgit
Ich finde deine Tipps für Alternativen zu Evernote sehr nützlich. Es ist beruhigend zu wissen, dass es andere Optionen gibt, falls sich jemand aufgrund der Preiserhöhung nach Alternativen umsehen möchte.
Liebe Grüße,
Maria
Ich freue mich, dass Dir mein Beitrag hilfreich war, Maria! Vielen Dank für Deinen Kommentar!
Vielen Dank für die Überlegungen! Bin auch grade dabei, denn Evernote synct bei mir seit dem Sommer so gar nicht mehr und braucht 3min bis eine neue Notiz angelegt ist, trotz löschen/aktualisieren der Apps… Und dafür ist es zu teuer.
Was bestechend ist: Die Exportfunktion. Habe also alle meine Notizen, und das sind viele seit 2010 ca. exportiert und abgespeichert. Die genannten Alternativen werd ich mir jedenfalls mal anschauen.
So extreme Synch-Probleme habe ich noch nie gehabt. Sind Deine Installationen aktuell, Michi?
Hast Du mal den Support kontaktiert?
Schreib mir auch gerne mal, für welche Alternative Du Dich entschieden hast.
✨ Zauberhafte Grüße
Birgit
Hi,
Ja alles aktualisiert. Habs deinstalliert und werd es nach Weihnachten nochmal probieren.
Derzeit speicher ich Weblinks in Google Notizen und projektrelevante Aufgaben in einer Liste in einem doc. Hat auch gut geklappt.
Trello und Asana – da organisierst mehr als man arbeitet…
Wobei mein Trend derzeit zum Bullet Journal geht. Offline.
Lg
Michi
Hallo Michi,
es gibt noch zahlreiche andere Programme – für Weblinks ist Google Keep auch eher umständlich. Schau Dir mal Pocket an oder (noch mehr meine Empfehlung):
Raindrop
Readwise
oder Matter
Trello oder Asana sind kein Ersatz für EverNote (in meinen Augen).
Bullet Journal ist cool, hat aber bei vielen Projekten und To Dos seine natürlichen Grenzen. Ich war – bevor ich auf digital umgestellt habe – teilweise eine halbe Stunde jeden Abend mit Umtragen und neu organisieren der Aufgaben beschäftigt. Das war es dann auch nicht für mich.
Beste Grüße
Birgit
Hallo marketing-zauber,
habe gerade deinen Beitrag vom 11.09.2023 gelesen, da ich heute eine Mitteilung von Evernote erhielt, dass der Preis von 59,99 Euro / pro Jahr auf satte 99,99 Euro pro Jahr angehoben wird. Ich bin seit Oktober 2014 fleißige Nutzerin von Evernote, aber eine Erhöhung um über 50 Prozent kann ich leider wirklich nicht mehr tolerieren. Ich werde also meine Notizen so schnell wie möglich nutzen und in Zukunft andere Apps nutzen. Schade! So vergrault man langjährige treue Kunden.
Gruß
sailaway
Hallo sailaway,
meine Meinung dazu kennst Du aus dem Blogbeitrag. Optionen für den Umzug habe ich ja in einem anderen, im Beitrag verlinkten Blogbeitrag, aufgelistet. Viel Erfolg beim Umzug!
✨ Zauberhafte Grüße
Birgit
Hallo Birgit, vielen Dank für deine Kommentare zu den verschiedenen Alternativen zu Evernote. Ich nutze Evernote seit 24. Januar 2014 und war mittlerweile auch ganz zufrieden damit, da die Anwendung das bietet, was ich brauche und auf all die Dinge verzichtet, die ich nicht brauche.
Angesichts der Preiserhöhung hatte ich dann aber genug und fing an, nach Alternativen zu suchen. Gar nicht so einfach, und deine Einschätzungen wie auch die anderer Menschen, die die Softwareprodukte verglichen haben, waren mir recht hilfreich, um wenigstens die Programme auszuschließen, die für mich nicht infrage kamen.
Jetzt habe ich mich für Joplin entschieden, das ungefähr das bietet, was ich auch nutze. Die Oberfläche ist ein wenig "hölzern", das Programm produziert den einen oder anderen Fehler, aber ich werde mich wohl daran gewöhnen.
Viele Grüße
Achim
Hallo Hans-Joachim, herzlichen Dank für Deinen Kommentar. Ja, es gibt tatsächlich nicht DIE Lösung für alle bisherigen Evernote-Nutzer. Joplin habe ich mir auch angesehen, konnte mich aber für mein persönliches Nutzerverhalten eben nicht überzeugen. Da bin ich zu sehr visuell geprägt. Inzwischen habe ich noch weitere Tools ausprobiert. Solange es erstmal bei den 99 Euro bleibt, werde ich EverNote treu bleiben. Steigen die Preise weiter, habe ich meine eigene Exit-Strategie.
✨ Zauberhafte Grüße
Birgit