Letzte Aktualisierung 27. April 2019
Gestaltgesetze können Dir in Deinem Alltag als Solopreneurin helfen und die geheime Zutat zu einem besseren Design darstellen. Ganz gleich, ob es um die Gestaltung eines Flyers, eines wie auch immer gearteten Freebies, um ein E‑Book im PDF-Format, um Instagram- oder Pinterest-Posts oder um Infografiken geht: Fast jeden Tag gestaltest Du etwas für Dein Marketing und Deine Präsenz in den Social Media.
Nicht jedem fällt das leicht — und auch wenn manche ein quasi eingebautes Verständnis der Gestaltgesetze zu haben scheinen — viele haben es eben nicht.
Ich beschäftige mich seit weit über dreißig Jahren mit den Gestaltgesetzen, seit sie mir das erste Mal nach dem Abitur bei meinem Praktikum in einer Werbeagentur begegneten.
Inhalt
Wenn Du sie gleich liest (und vorher noch nicht kanntest), wirst Du sagen:
“Boah, das ist aber simpel! Das weiß doch jeder!”
Aber wenn Du dann etwas gestalten sollst, hast Du sie garantiert vergessen. 🙂
Schaust Du in drei verschiedene Bücher zum Thema Design und Gestaltung, so wirst Du die Gestaltgesetze der Wahrnehmung, wie man sie auch nennt, drei Mal in unterschiedlicher Form und teilweise mit den unterschiedlichsten Bezeichnungen finden. Im Kern meinen alle Autoren dann aber doch dieselben Gesetze.
Vorab habe ich noch einen Hinweis bei der Anwendung der Gestaltgesetze:
Neue, interessante, spannende Lösungen entstehen meist, indem Du Regeln brichst. So ist es auch hier. Das ist aber kein Freibrief, einfach wild drauf los zu gestalten und Dich einfach über alle Gestaltgesetze hinweg zu setzen.
Nimm als Beispiel Deinen Blog.
Wenn Du ein hochwertiges Template einsetzt, hat der Anbieter desselben sich viele Gedanken zur Gestaltung gemacht. Auch zum Design und wie alle Elemente zusammen spielen. Nur, weil Du persönlich mittigen Flattersatz für den Fließtext chic findest, ist das noch lange kein bewusstes Brechen der Regeln.
Man muss die Regeln kennen, um sie brechen zu dürfen! #Gestaltgesetze Klick um zu TweetenVor allem solltest Du nie mehr als ein Gesetz zu einer Zeit brechen — denn sonst hast Du garantiert alles, aber kein ordentliches Design, das den Nutzer bei der Informationsaufnahme unterstützt.
Die Gestaltgesetze gehen auf die Gestaltpsychologie zurück (das nur der Vollständigkeit halber, wenn Dich das Thema mehr interessiert, schau hier in die Wikipedia, da findest Du Infos zur Geschichte der ganzen Theorie). Max Wertheimer ist einer der bekannteren Namen, er war aber weder der Erfinder noch der einzige, der sich intensiv mit den Gestaltgesetzen beschäftigt hat.
Ich orientiere mich hier an den im Wikipedia-Artikel beschriebenen Gestaltgesetzen, ergänzt durch die Bücher, die ich in meinem Regal stehen habe. Am Ende des Artikels verlinke ich Dir auch diese Bücher.
In jedem meiner Bücher sind die Gestaltgesetze ein wenig anders bezeichnet und ein wenig anders erklärt. Teilweise überlappen sie sich, teilweise bezeichnen verschiedene Namen dasselbe Gesetz. Soviel zum Thema “Gesetze” und Grundlagen 😉
Was zusammen gehört soll sich auch räumlich beieinander befinden — beziehungsweise auch umgekehrt: Was sich beieinander befindet, das setzen wir auch miteinander in Beziehung. Das siehst Du schon bei Buchstaben, die einzelne Wörter bilden. Jedes Wort besteht aus einer Gruppe von Buchstaben. Eine Gruppe von Wörtern bildet einen Satz. Eine Gruppe von Sätzen einen Absatz.
Wenn ich mich nicht daran halte, ergibt der Text keinen Sinn. Genau so ist es, wenn Du beispielsweise einen Flyer gestaltest. Durch das Gruppieren von Inhalten (Wörter, Sätze oder Bilder) schaffst Du für den Betrachter einen Bedeutungszusammenhang.
Auch wenn sich Elemente um eine scheinbare Mitte gruppieren, lässt die Nähe und Ausrichtung sie als zusammengehörig erscheinen. Sind Elemente aber untereinander angeordnet, nimmst Du eher die Spalten als Zeilen wahr.
Manchmal müssen Dinge aber nicht nah beieinander gruppiert werden, sondern es reicht ihre Ähnlichkeit, damit der Betrachter einen Bezug zwischen ihnen herstellt. Das kann beispielsweise dieselbe Form sein (Kreis, Quadrat) oder auch dieselbe Farbe (rot oder blau). Wir ordnen also eher Vierecke mit Vierecken als gemischte Formen aus Vierecken und Kreisen.
Das heißt auch schon mal das “Gesetz der Einfachheit” oder das “Gesetz der Prägnanz”. Das bedeutet, dass wir Elemente niemals allein und isoliert wahrnehmen, sondern sie immer von ihrem Umfeld unterscheiden und Beziehungen zwischen einzelnen Elementen herstellen, um ein Ganzes zu schaffen. Beim Betrachten unterscheiden wir immer zwischen wichtigen und unwichtigen Elementen.
Das Gesetz der Prägnanz kennst Du aus der Sesamstraße: “Eins von diesen Dingen ist anders als die anderen!” Unter vielen fünfzackigen Sternen erkennst Du den achtzackigen sofort! Auch das Logo des WWF (der Pandabär) ist ein Beispiel für die Anwendung dieses Gesetzes.
Wahrnehmung folgt immer dem einfachsten Weg — und der führt geradeaus. Gibt es Richtungswechsel, so wird es manchmal schwierig, auf dem richtigen Pfad zu bleiben. Kreuzen sich in einem Design Linien, so nehmen wir sie so wahr, dass sie ihren Weg geradeaus fortsetzen und nicht plötzlich die Richtung ändern. Das kannst Du Dir beispielsweise bei der Erstellung einer Infografik gut zunutze machen. Geschwungenen organischen Linien zu folgen ist dabei einfacher als solchen, die rechtwinklig ihre Richtung wechseln. Dies wird auch das Gesetz der durchgehenden Linie genannt und das Gesetz der Kontinuität gehört auch mit dazu.
Strukturen, die geschlossen wirken, werden vom Betrachter bevorzugt gegenüber solchen, die offen sind.
Das klingt jetzt fürchterlich abstrakt, aber auch das kennst Du aus eigener Erfahrung:
Schaust Du nicht auch gern in den Himmel und guckst, welche Gestalten Du in den Wolken erkennen kannst?! Das ist das Gesetz der Geschlossenheit!
Aus zusammenhängenden Wolkenfetzen bauen wir Harry Potter auf seinem Besen (okay, die Nase ist vielleicht zu lang … und wird gerade etwas länger…) und wenn man anders herum guckt, sieht man nicht Harry, sondern eine Hexe. Leonardo da Vinci soll das Wolkengucken geliebt haben!
Elemente, die Flächen umschließen, werden eher als Einheit aufgefasst als freistehende, offene Elemente. Auch wenn Elemente weggelassen werden, um zum Beispiel Spannungen hervorzurufen und so eine Grafik interessanter wirken zu lassen, kommt das Gesetz der Geschlossenheit zur Anwendung.
Liest sich dramatisch, nicht wahr? Zwei oder mehrere sich gleichzeitig in eine Richtung bewegende Elemente werden als eine Einheit wahrgenommen.
Aha?
Dies ist in erster Linie bei der Gestaltung von bewegten Bildern wichtig, kann aber auch auf einer Website seine Anwendung finden. Elemente, die sich gleichzeitig bewegen, nehmen wir als eine Einheit wahr. Das Paar, das nebeneinander über die Straße geht. Die Autos, die hintereinander im stockenden Verkehr fahren, der Schwarm Stare, der über den Herbsthimmel zieht.
Im Webdesign wird dieses Prinzip an einigen Stellen auch angewendet, zum Beispiel, wenn sich Dinge durch die Mausaktion des Website-Besuchers bewegen, um beispielsweise Informationen hervorzuheben. Tool-Tipps gehören dazu oder auch das Aufklappen von Segmenten beim darauf klicken (Akkordeon oder Tabs).
Elemente in abgegrenzten Regionen werden als zusammengehörig empfunden. Gruppen einheitlicher aber auch sich unterscheidender Elemente folgen diesem Gesetz.
Elemente, die sich gleichzeitig verändern, werden als zusammengehörig empfunden. Das kennst Du, wenn sich die Blätter eines Baumes im Herbst alle gleichzeitig verfärben, alle Nachbarbäume aber noch grüne Blätter tragen.
Verbindet man verschiedene Elemente, so werden sie als ein Objekt wahrgenommen. Ganz simples Alltagsbeispiel: Die gehefteten einzelnen Blätter ergeben gemeinsam ein Buch.
Bei Markus Wägler (Grafik und Gestaltung, siehe Kasten) finden wir das als die Gesetze der Einfachheit und der Geschlossenheit. Die menschliche Wahrnehmung neigt dazu, Dinge zu vereinfachen. Aus zwei übereinander liegenden Quadraten macht unser Gehirn einen achtzackigen Stern. Färbt man aber nur die Ecken ein, wird auf einmal ein Kreis aus Dreiecken daraus.
Es gibt tolle Logos, die jeder kennt und mag, die diesem Gesetz folgen. Sicher hast Du schon mal das Logo von Carrefour gesehen, das Formel 1 Logo, oder auch das FedEx Logo, bei dem aus dem E und x ein Pfeil gebildet wird.
Alle die hier gezeigten Bücher befinden sich in meinem Besitz und ich habe sie gelesen und nutze sie immer wieder zum Nachschlagen und Vertiefen. Natürlich brauchst Du nicht alle davon. Wichtig: Die Links sind Amazon-Werbelinks und ich bekomme eine kleine Provision, wenn Du darüber bestellst. Du bezahlst aber nicht mehr. Wenn Du das nicht möchtest, google am besten den Titel und den Autor und bestelle im Buchhandel Deiner Wahl.
Wenn Du etwas designst, prüfe Deine Gestaltung darauf, ob Du die Gestaltgesetze befolgst. Es können immer auch mehrere Gesetze aus der Gestaltphilosophie zusammen wirken.
Auch im Marketing-Zauber Mastermind-Zirkel haben wir uns bereits mit dem Thema Gestaltung beschäftigt und es gibt eine Aufzeichnung des Experten-Chats dazu im geschützten Bereich. Auch sonst bietet Dir der Zirkel viele Vorteile — mehr dazu hier:
Es lohnt sich, wenn Du Dich einmal näher mit den Gestaltgesetzen auseinandersetzt. Diese sind keine Raketenwissenschaft sondern mehr geheime Zutaten für ansprechendes Design Deiner Kurs-Unterlagen, Werbematerialien oder Website.
Kanntest Du die Gestaltgesetze schon und wendest Du die Gestaltgesetze in der Werbung an? Oder hat Dich das Thema völlig kalt gelassen? Wie gehst Du vor, wenn Du Deine Kursunterlagen, Flyer, Landingpages und mehr gestaltest? Schreib mir dazu gern einen Kommentar!
Ich bin Birgit Schultz von Marketing-Zauber und ich unterstütze Solopreneurinnen (Einzelunternehmer) bei ihrem Online- und Social Media Marketing. Mein Fokus liegt auf dem strategischen und effizienten Einsatz von Social Media und Content Marketing für die Erhöhung von Bekanntheit, Reichweite und Reputation. Denn nur wer Dich kennt, kann bei Dir kaufen!