Letzte Aktualisierung 26. Mai 2023
Denn Webinare sind toll und Webinar Software gibt es leider wie Sand am Meer und man kann sich die Entscheidung wirklich schwer machen. Aber eines kann ich Dir gleich zu Beginn schon sagen:
Eine Webinar-Software für alles – gibt es nicht!
Natürlich ist es schön, wenn man nur eine einzige Plattform bedienen und eventuell auch bezahlen muss. Aber meist steigen mit der Zeit Deine Anforderungen, Deine Wünsche und auch Deine Ideen, wo und wie Du Webinare oder auch Live-Streams einsetzen willst.
Wenn Du also ganz am Anfang stehst und noch gar keine Webinar Software einsetzt, mach Dir erst einmal ein paar Gedanken, was Du eigentlich machen willst und wie Deine Anforderungen aussehen. Dann schließen sich einige Angebote gleich von ganz allein aus und alles wird etwas übersichtlicher.
Fragen zur Auswahl der Webinar Software
Lege fest, worauf es Dir ankommt. Das ist zu Beginn nicht immer leicht – und manchmal weiß man gar nicht, welche Fragen man sich eigentlich stellen sollte. Ein paar stelle ich Dir hier zusammen.
Warum willst Du eine Webinar Software haben?
Soll heißen:
Werde Dir klar, was Du eigentlich genau machen willst.
Willst Du (kostenlose) Live-Webinare veranstalten, um für Dein Angebot zu werben? Oder willst Du ein Webinar lieber nur einmal halten, dabei aufzeichnen und als sogenanntes Evergreen-Webinar immer wieder anbieten? Möchtest Du Deine Webinare als Online-Seminare verkaufen, also kostenpflichtig anbieten?
Oder ist Dein Ziel ein ganz anderes, willst Du vielleicht Gruppen- oder Einzelcoachings anbieten? Sollen die kostenlos oder kostenpflichtig sein?
Oder schweben Dir einfach nur Live-Streams nach Facebook und – oder – YouTube vor? Möchtest Du dabei aber nicht nur mit "Bordmitteln" arbeiten, und nur Dich in der Kamera zeigen, sondern auch mal Deinen Bildschirm teilen oder einen oder mehrere Menschen zu einem Interview einladen?
Alle diese Anforderungen erfüllt keine Software allein.
Leider.
Was bist Du bereit zu bezahlen?
Das war 2016 für mich eine ganz entscheidende Frage. Ich gebe gerne Geld für Software aus (und wahrscheinlich auch viel zu viel) – aber ich bin meinem Geld nicht böse und möchte schon das Beste für mich und meine Ansprüche für den geringstmöglichen Invest haben. Außerdem wusste ich damals nicht, ob ich einerseits wirklich dauerhaft oder zumindest längerfristig Spaß daran haben würde und ob mir Webinare überhaupt das gewünschte Ergebnis bringen.
Überlege Dir also im Vorfeld:
Wo liegt Deine Schmerzgrenze? Soll es kostenlos sein? Willst Du einmal einen bestimmten Betrag zahlen und dann nie wieder? Bist Du bereit, eine Abo-Lösung zu akzeptieren? Würdest Du dann monatlich zahlen wollen oder jährlich? Wie viel bist Du bereit, monatlich oder jährlich zu bezahlen? Mit diesen Entscheidungen schränkst Du die Auswahl schon sehr ein und machst Dir dadurch die Auswahl leichter.
Wenn es gar nichts kosten soll, sind übrigens die Suchanfragen webinar software kostenlos und webinar software open source meine Tipps!
Was ist mit dem Datenschutz?
Diese Frage hatte ich anfangs selbst noch gar nicht auf dem Schirm, weil ich vor dem 25. Mai 2018 auf der Suche nach der richtigen Webinar Software für mich war. Da war die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) noch gar nicht in Kraft.
Inzwischen ist es wichtig geworden, diese auch bei der Auswahl der Webinar Software im Auge zu behalten. Da die DSGVO ein ganz eigenes Thema ist, kann ich hier nur kurz anreißen, worauf Du achten solltest: Werden personenbezogene Daten an den Webinar-Anbieter übermittelt? Wo findet die Aufzeichnung statt? Wo stehen die Server des Anbieters? Bietet der Anbieter einen Vertrag zur Auftragsdatenverarbeitung (AV) an?
In welchen Sprachen ist die Webinar Software verfügbar?
Die meisten Systeme, die derzeit auf dem Markt sind, kommen aus dem angelsächsischen Raum und sind folglich auf Englisch. Mir macht das nichts aus und ich merke das oft nicht mal richtig (da sieht man, wozu ein Anglistik-Studium gut war 😉 ) aber natürlich hat nicht jeder Englischkenntnisse – und wenn, dann reichen die nicht unbedingt für die Bedienung von Software. Also schau nicht nur auf den Preis, sondern auch, ob Du die Benutzeroberfläche auf Deutsch umstellen kannst.
Habe auch Deine Teilnehmer, Kunden oder Klienten im Blick. Wenn Du gut mit Englisch zurecht kommst, diese aber nicht, brauchst Du eine Software, bei der Du möglichst alles auch auf Deutsch umstellen kannst, was "clientseitig" sichtbar ist.
Welche Qualitätsanforderungen hast Du?
Manchmal hat man eine Webinar Software, bei der die Aufzeichnungen in einer viel zu geringen Auflösung gemacht werden. Ich habe beispielsweise vor einiger Zeit eine Lizenz für WebinarNinja über Appsumo gekauft. Software, die über Appsumo verkauft wird, hat oft kleinere oder größere Einschränkungen. Bei WebinarNinja ist es (unter anderem) die Qualität der Aufzeichnung. Eine Auflösung von nur 640x480 Pixel ist für heutige Verhältnisse komplett inakzeptabel. Das entspricht der Auflösung eines Monitors aus den 1980er Jahren! Wie pflege ich bei so etwas zu sagen?
Geht gar nicht!
War halt Lehrgeld (und mit 50 Dollar nun auch nicht so schlimm).
Welchen Leistungsumfang soll Deine Webinar Software haben?
Auch das ist ein wichtiger Punkt, den Du unbedingt mit Dir selbst klar machen musst.
Brauchst Du nur eine Minimalausstattung? Oder darf es etwas mehr sein? Zur Minimalausstattung gehört die Übertragung Deiner Kamera und Deines Mikros. Aber möchtest Du vielleicht auch mal ein paar Folien zeigen? Reicht es Dir, wenn Du die hochladen und dann zeigen kannst, oder möchtest Du lieber Deinen Bildschirm freigeben können, um auch mal vorzuführen, was Du genau machst? Brauchst Du Tools, die Dich bei der Interaktion mit Deinen Teilnehmern unterstützen? Beispielsweise ein Whiteboard, auf dem Du und Deine Teilnehmer zeichnen und schreiben können? Oder ein Umfrage-Tool mit Auswertung noch während der Veranstaltung? Möchtest Du Interviews führen können und hast Du dabei den Anspruch, dass beide Interviewpartner dauerhaft nebeneinander zu sehen sind? Willst Du Dein Webinar auch nach Youtube oder Facebook exportieren oder gar live streamen?
Das alles beeinflusst die Auswahl Deiner Webinar-Software!
Liste der von mir getesten Webinar Software
Über die Zeit habe ich folgende Anbieter von Webinar Software mehr oder weniger intensiv getestet (die Reihenfolge ist rein zufällig und stellt keine Wertung oder ein Ranking dar!):
- GoToMeeting
- ClickMeeting MyWebinars
- YouTube live (früher Google Hangouts)
- Zoom.us
- BlueJeans
- Eyeson
- OBS
- WebinarNinja
- Edudip
- Adobe Connect
- WebinarJam
- Mikogo
- WebinarIgnition
Liste weiterer Webinar Software
Der Markt ist inzwischen wirklich riesig und wächst stetig weiter. Mir sind die folgenden Anbieter bekannt, entweder, weil ich als Teilnehmer schon damit zu tun hatte, oder weil ich sie in Artikeln ähnlich wie meinem hier erwähnt und beschrieben gesehen habe (auch hier ist die Reihenfolge rein zufällig):
Womit ich arbeite – und warum (Stand 2023)
Bevor Du nun einfach das verwendest, was ich einsetze, prüfe, ob Deine Einsatzzwecke für Webinar Software dieselben sind, wie meine. Denn das ist immer das Tückische an Empfehlungen: Ohne zu wissen, welche Anforderungen der andere hat, wird es schwer, eine gute Empfehlung auszusprechen. Objektiv "das Beste" gibt es bei Webinar Software einfach nicht.
Aktuell sieht mein Setup so aus:
Zoom – mein primäres Arbeitspferd
Mit Zoom habe ich angefangen und Zoom ist auch immer noch das von mir am häufigsten genutzte Tool. Ich nutze es sogar, um öffentliche Webinare (also solche zu Werbezwecken) damit durchzuführen.
Außerdem nutze ich Zoom für folgende Zwecke:
Die wichtigste Einsatz-Situation ist für die Experten-Chats, also die Online-Seminare, die ich zwei Mal im Monat für meine Mitglieder im Marketing-Zauber-Zirkel gebe. Zwischenzeitlich hatte ich da auch mal ClickMeeting MyWebinars im Einsatz, doch die Mitglieder haben sich schnell Zoom zurück gewünscht. Ich finde es auch sehr viel schöner für diesen Zweck.
Denn so kann eine echte Seminar-Situation entstehen, wo die Teilnehmer auch ganz ungezwungen miteinander reden und sich auch sehen können, ohne, dass immer nur einer freigeschaltet werden kann.
Für mich ist Zoom außerdem sehr bequem, weil die Aufzeichnung automatisch startet und zuverlässig und in hoher Qualität erfolgt. So kann ich mich ganz auf die Wissensvermittlung und Beratung konzentrieren, ohne mir Sorgen machen zu müssen, dass technisch etwas schief gehen könnte.
Außerdem nutze ich Zoom als Fallback-Lösung für Aufzeichnungen von Interviews und natürlich für meine Online-Trainings und Coachings.
OBS
OBS (die Kurzversion für Open Broadcaster Software) ist ein kostenfreies OpenSource Programm, das unglaublich viel kann aber … eine relativ steile Lernkurve hat. Weiß man aber einmal, was man tut, so hat man gerade für Live-Stream-Situationen nach Facebook, Youtube oder LinkedIn viele Optionen.
Tipp zur finalen Auswahl und Fazit
Dieser Artikel ist nun ziemlich lang geworden und dabei habe ich Dir noch nicht einmal die Lösungen im Detail vorgestellt, für die ich mich entschieden habe. Darum mein Tipp an Dich: Mach Dir wirklich die Mühe, erst die Fragen zu beantworten, die ich Dir eingangs gestellt habe. Gehe erst dann in die Recherche und Auswahl. Hast Du dann Deine engere Wahl auf drei bis fünf eingegrenzt, versuche andere Nutzer zu finden und sie nach ihren Erfahrungen damit zu befragen.
Du siehst, es gibt viele verschieden Lösungen für jeden Geldbeutel – und viele verschiedene Lösungen für die unterschiedlichsten Anforderungen. Du wirst feststellen: Jede Webinar Software hat ihre eigenen Fans und sogar Apostel, die missionierend durch die Gegend rennen und die Lösung, die sie verwenden, als die einzig selig machende für jeden Anwender predigen.
Aber wie so oft: Die gibt es nicht!
Ich hoffe, dass ich Dir ein wenig bei der Auswahl und Entscheidung eines für Dich und Deine Teilnehmer passenden Systems helfen konnte. Wie immer, bin ich neugierig. 🙂
Setzt Du schon Webinare und Live Videos für Dein Marketing und Dein Angebot ein? Wenn ja, welche Systeme verwendest Du? Und warum? Und wenn nicht, planst Du es für die Zukunft? Hat mein Beitrag Dir weiter geholfen? Schreib mir auf jeden Fall gerne einen Kommentar! Ich freu mich drauf!
Danke für diesen hilfreichen Artikel!
Herzlichen Dank für Deinen Kommentar, Esther, ich freue mich, dass er Dir hilfreich war!
Hi Birgit, danke für die coolen Tipps, vor allen Dingen zu BlueJeans. Nach einem Tool, mit dem ich für kleines Geld Facebook-Live machen kann, war ich auf der Suche. 🙂
Hi Anja, BlueJeans ist wirklich cool! Finde ich klasse, dass ich Dir helfen konnte!
Beste Grüße
Birgit
Ich bin schwer beeindruckt liebe Birgit, danke für dein so offenes Teilen Deines Wissens. Ich bin auch noch auf der Suche nach der für mich passenden Software. Im Moment hänge ich bei Edudip.
Vielen Dank, Claudia! Probiere am bestem mal einiges aus!
Beste Grüße
Birgit
Uff… komplett vergessen mein Dankeschön auszurichten. Habe den Beitrag zwar schon geteilt, aber das wichtigste vergessen.
Nun, ich finde bislang GoToMeeting nicht verkehrt. Hat zwar manchmal technische Probleme ( kein Bild – kein Ton, wir kommen schon 😉 ) aber die anderen Anbieter sehe ich mir definitiv mal genauer an..
Vielen Dank für die Tipps.
LG Tina
Liebe Tina, herzlichen Dank fürs Teilen! Ich bin mit GoToMeeting zwar nicht warm geworden, aber eine Kundin schwört darauf – es ist wie vieles im Leben – immer auch Geschmackssache.
Zauberhafte Grüße
Birgit
Liebe Birgit,
danke für deine Zusammenfassung.
Ich bin auch aktuell am Testen welche Webinar-Software zu mir passt und hab schon zwei (WebinarJEO) und Webinaris wieder verworfen…
Nun scheint es vor dem Hintergrund der DSGVO vor allem wichtig zu sein welcher Anbieter den ADV anbietet.
Eyeson hat eine privacy policy hat. Bedeutet das, dass ich mit denen einen ADV abschließen kann? Weißt du dazu mehr?
Danke und schöne Grüße,
Ines
Liebe Ines,
eine privacy policy ist nicht gleichbedeutend mit einem AV. Das ist im Englischen ein Data Processing Agreement, kurz DPA. Eyeson stammt aber aus der EU und darum ist anzunehmen, dass sie alles DSGVO-konform anbieten werden.
Beste Grüße
Birgit
Hei Birgit,
ganz dolles Dankeschön für diesen Artikel. Ich war das Jahr über auf der Suche nach einem Softwareanbieter für Online-Sprachkurse (und ärgere mich, dass ich das hier nicht früher entdeckt habe). Letztlich werde ich wohl Yulinc benutzen, weil es wirklich für den Unterricht konzipiert ist und ein virtuelles Klassenzimmer darstellt. Ich bekam auch sehr viele Empfehlungen für Zoom, muss aber sagen, dass ich da den deutschen Serverstandort und vor allen Dingen deutsche AGB und deutschsprachigen Support vermisse – oder bin ich nur zu dumm zum Suchen? Wie du auch schreibst: Dank Anglistikstudium i. O. für mich, aber sicherlich nicht für alle meine Kunden.
Nun schaue ich mich hier auf deiner super Seite mal weiter um.
Liebe Grüße aus Osnabrück!
Hallo Catharina,
herzlichen Dank für Dein liebes Feedback. Von Yulinc habe ich noch nicht gehört, das werde ich mir mal anschauen. Inzwischen hat sich meine Situation auch schon wieder gewandelt, ClickMeeting nutze ich nicht mehr, OBS ist nur mein Fallback aber mein "Arbeitspferd" ist tatsächlich immer noch Zoom. In dem Jahr, seitdem ich den Artikel verfasst habe, hat sich auch vieles getan, Zoom ist in Deutschland viel bekannter geworden und zumindest die Anwender kommen damit prima klar. Wenn Du aber auf einen Serverstandort in Deutschland oder zumindest Europa und deutschsprachigen Support bestehst, wird die Auswahl sehr eng. Deutsche AGB kannst Du bei internationalen Anbietern in der Regel komplett knicken.
Freut mich sehr, dass Dir mein Artikel gefallen hat – ich wünsche Dir viel Spaß beim weiteren Stöbern!
Zauberhafte Grüße
Birgit
Hallo Birgit,
es würde mich brennend interessieren wie du deine Webinars online verkaufst? Per Webshop mit automatischer Registierung/Payment und Versendung des Teilnahmelinks? Alles Manuel per Mail? Oder bieten die Webinar Software mögliche Registrierung Websites?
Danke und Gruß Marc
Hallo Marc,
ich nutze sowohl Digistore24 als auch elopage für meine bezahlten Kurse, Webinare und Co.
Beste Grüße
Birgit
Hallo Birgit!
Vielen vielen Dank für diesen ausführlichen Beitrag. Du hast mir damit die Augen noch etwas mehr geöffnet und mir auch bereits Fragen beantwortet die ich bis dato noch nicht mal auf dem Schirm hatte.
Eine Frage habe ich dennoch:
Wie waren Deine Erfahrungen mit der Software bzw. dem Plugin „Webinarignition“? Lohnt sich – Deiner Meinung nach – die Investition oder eher nicht? Was waren Deine Gründe dich gegen Webinarignition zu entscheiden?
Besten Dank Bereits Im Voraus! ☺️
GLG
Alfred
Hallo Alfred,
zwei Gründe: Der Webauftritt war mir zu unseriös und die Software würde auf meinem eigenen Server laufen – was zu hoher Last führen kann und dann nicht mehr der vertragsgemäßen Nutzung entspricht.
Beste Grüße
Birgit