Letzte Aktualisierung 2. Februar 2024
Gerade lese ich zum zweiten Mal das kleine aber sehr empfehlenswerte Büchlein Show Your Work! von Austin Kleon [Werbelink]. In Kapitel 7 schreibt Austin über "menschlichen Spam" und dass eben diese nicht zuhören, aber selbst erzählen wollen.
Was mich zu diesem Beitrag inspiriert hat, denn schon seit längerem fällt mir vielerorts ein dazu passendes, ganz bestimmtes Verhalten auf. Bevor ich da näher drauf eingehe, beleuchte ich aber erst einmal die folgende Frage:
Magst Du lieber hören als lesen? Bitteschön!
Inhalt
Was macht eigentlich ein wertvolles Angebot aus?
Googlest Du nach "Kriterien guter Werbung", so wirst Du mit rund 12 Millionen Suchergebnissen belohnt. Ein Thema also, das vielen auf den Nägeln brennt und dessen sich auch schon sehr viele angenommen haben.
Ich unterscheide hier immer zwischen dem Inhalt und der Verbreitung (Promotion). Bei den Inhalten sind die Kriterien klar:
Kriterien guter Werbung
Gute Werbung
- kennt die Bedürfnisse der Zielgruppe
- verspricht deren Erfüllung und
- löst eine Handlung, nämlich den Kauf, aus.
Das ist also die erste Hausaufgabe, die Du zu erledigen hast – und ich weiß, dass schon das nicht für jede einfach umzusetzen ist. Sollte Deine Werbung also nicht wie gewünscht funktionieren, fang unbedingt an dieser Stelle noch einmal an, Dich mit Deinem Angebot auseinander zu setzen. Prüfe, ob Du nicht bereits hier etwas optimieren kannst.
Ein Beispiel aus der Vergangenheit:
Als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte (in den frühen und mittleren 1990ern) war ich noch Abonnentin der hiesigen Tageszeitung. Insbesondere montags gab es in der Regel viele Beileger (Prospekte), die ich normalerweise durch "Ausschütteln" der Zeitung als erstes entsorgte.
Bis zu dem Moment, an dem über das Wochenende meine Waschmaschine kaputt gegangen war. Online bestellen oder auch nur informieren war noch nicht – und so habe ich sehnsüchtig auf die Beileger am Montagmorgen gewartet. So wurde der lästige Spam, den ich auch noch selbst durch den Weg zum Altpapier-Container entsorgen musste, plötzlich zur wertvollen Information.
Die Wahrnehmung von Werbung kann demnach sehr unterschiedlich sein, je nach Situation, in der sich der Beworbene befindet, wird Werbung möglicherweise auch gar nicht als "Werbung" oder gar Spam, sondern als wertvolle Information empfunden. Das ist immer dann der Fall, wenn ein akuter Bedarf gegeben ist.
Zu Spam wird Werbung also immer dann, wenn sie weder nützlich noch relevant ist. Wenn sie also an unpassender Stelle im unpassenden Moment erfolgt. Davon gibt es erstaunlich viele Möglichkeiten …
Möglichkeiten zur Promotion in den Social Media
Für uns Solopreneurinnen sind Social Media endlich einmal Kanäle, auf denen wir reelle Chancen haben, unsere Zielkunden auch in größerer Zahl zu erreichen, als wenn wir uns nur auf lokalen Netzwerktreffen in unserer Region tummeln oder zu horrenden Preisen Anzeigen in der Lokalzeitung schalten können.
Die verschiedenen Wege, die ich Dir hier gleich aufzeige, funktionieren – aber sie funktionieren unterschiedlich gut und Du musst überlegen, wo und wie Du da Deine Energie hinein stecken kannst und willst. Und sehr schnell kannst Du hier auch ungewollt zum Spammer werden.
Newsletter und Messenger-Nachrichten
Hier gilt, wenn Du immer nur eigene Werbung verbreitest, laufen Dir die Abonnenten davon. Du musst Dir also schon eine gute Content Marketing Strategie überlegen. Außerdem ist es gar nicht (mehr) so leicht, Deine Listen mit (neuen) Lesern zu füllen. Die DSGVO mit dem Kopplungsverbot hat ihren Teil dazu beigetragen, aber viele unserer Zielkunden sind auch Newsletter- und sonstige Angebote einfach leid und melden sich konsequent von allem ab. Wer nicht – wie ich – an der Angst, etwas zu verpassen, leidet (neudeutsch: Fomo – Fear of missing out), meldet sich konsequent von den meisten Angeboten ab und gar nicht mehr für neue an.
Spezielle Werbegruppen auf Facebook
Gibst Du in die Gruppensuche bei Facebook den Begriff "Werbung" ein, findest Du sehr schnell Gruppen wie "Werbung für alles und jeden", "Werbegruppe nur für Frauen", "Werbung Seminarankündigungen" und so weiter und so fort.
Der Vorteil, wenn Du in diesen Gruppen Deine Werbung postest: Sie stört hier niemanden.
Der Nachteil: Sie hat hier auch kaum Wirkung. Zu breit gestreut sind die Inhalte, zu wenig Interaktion findet statt. Hier hast Du den klassischen Fall eines Verkäufermarkts, dem die Käufer fehlen. Denn: Niemand schaltet freiwillig das Werbefernsehen ein.
Das stimmt nicht ganz, wie der große Erfolg von Verkaufssendern wie QVC, HSE24 oder Sonnenklar TV zeigt. Aber: Hier wird eben nicht nur Werbung gemacht, sondern es wird auch unterhalten, es werden Bedürfnisse geweckt – und sofort erfüllt. Der Erfolg fußt vor allem darauf, dass hier eine Zielgruppe ganz gezielt angesprochen wird, die erstens kein Internet nutzt und viel freie Zeit hat – nämlich beispielsweise meine Mutter und Schwiegermutter … Ohne das Sendeschema, bestimmte Produkte zu bestimmten Zeiten zu bewerben und ohne die teilweise künstliche Verknappung würde das ganze aber nicht funktionieren.
Wenn Du noch ganz am Anfang Deiner Online-Selbstständigkeit stehst, können diese Gruppen eine Chance sein. Ich selbst habe sie in der Anfangszeit von Marketing-Zauber genutzt und in seltenen Fällen (blindes Huhn und so weiter), poste ich da ab und zu auch mal noch ein Angebot. In der Regel steht der Aufwand aber in keinem Verhältnis zum Ertrag.
Posten von Werbung direkt in Gruppen
Abgesehen davon, dass das meistens verboten ist und in der Regel mit dem Gruppenausschluss geahndet wird: Hier besteht ein massives Relevanzproblem. Die besten Karten hat hier immer noch die Admine, denn die darf das 😉 und wenn sie ihre Mitglieder sorgfältig auswählt, dann dürften die Angebote für die Mitglieder auch wirklich relevant sein.
Die Problematik für dieses Vorgehen liegt im relativ hohen Einsatz von Zeit und Ideen, die es benötigt, eine eigene Gruppe (Community) aufzubauen und bei der Stange zu halten. Ich spreche aus Erfahrung. Meine Gruppe kostet mich locker eine Stunde täglich, manchmal mehr!
Oft genug habe ich in den letzten Jahren schon Gruppen gesehen, die für die Admins aus welchem Grund auch immer ihren Reiz verloren, dann an andere Personen übergeben wurden, die sich dann die Beine ausreißen, um dort für Interaktion und Wachstum zu sorgen und es einfach nicht schaffen, weil sie eben nicht die ursprüngliche Gruppengründerin sind. Ich kenne selbst nur ein einziges Beispiel, bei dem es einigermaßen funktioniert hat – und das war sehr professionell von beiden Personen vorbereitet.
Posten von Angeboten auf den eigenen Seiten und Profilen
Hier bist Du Hausherrin, hier darfst Du sein. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass Du hemmungslos permanent Deine eigene Werbung raushauen solltest. Denn das geht garantiert schief. Wer die eigene Facebook-Seite, das eigene LinkedIn- oder Twitter-Profil oder was auch immer als reinen Push-Werbekanal versteht, wird es schwer haben, Reichweite auf- und auszubauen. Sind die Posts allgemein zu werblich, bleibt die Interaktion aus – und ohne Interaktion keine Reichweite der Posts! Ohne Reichweite … null Wirkung!
Spezielle Werbeposts an bestimmten Tagen
Auch in meiner Marketing-Zauber-Gruppe (bist Du Solopreneurin und noch kein Mitglied? – dann bitte hier entlang!) hatte ich eine Möglichkeit geschaffen, für die eigenen Angebote zu werben. Im Grundsatz besteht auch hier dasselbe Problem wie in den Werbegruppen: Die Angebote sind zu beliebig, insgesamt schauen hier in der Regel nur diejenigen rein, die selbst etwas anzubieten haben. (Aktuell gibt es diesen Post auf meiner Facebook-Seite. Sagte ich schon, dass Marketing aus Testen besteht? Auch ich probiere natürlich immer mal wieder etwas aus).
Warum ich trotzdem so einen Post Woche für Woche anbiete? Weil ich (meistens) die Kommentare in diesem Post moderiere. Meine Anforderung an die Teilnehmer ist, dass sie sich auch die Kommentare (und damit die Angebote) der anderen anschauen, sich ihre Meinung bilden, überlegen, was sich hier besser machen ließe und konstruktive Kritik hinterlassen sollen. Klar, dass sich bei der Beschäftigung mit den Angeboten der anderen auch durchaus mal Kauftransaktionen ergeben. Auch das ist erwünscht.
Ob diese Werbeposts funktionieren, liegt also auch am Engagement der Admins – und an der Bereitschaft der Gruppenmitglieder, den Regeln zu folgen. In meiner Gruppe klappt es an manchen Tagen traumhaft gut, an anderen wieder gar nicht.
Ganz besonders schlimm wird es, wenn gar nicht mehr darauf geachtet wird, was in einem Tagespost gerade gefragt ist. Ich habe selbst schon Fälle erlebt, die kannst Du Dir kaum ausdenken! So habe ich eine bestimmte Rubrik, den "Boost für Dein Business", die immer mittwochs dran ist. Hier habe ich mittlerweile über 20 verschiedene Aufgaben zusammengestellt. Diese sollen den Mitgliedern meiner Gruppe helfen, regelmäßig für ihr Marketing um die Ecke zu denken, neue Wege zu gehen und natürlich auch durch ihre Kommentare an diesem Tag auf sich aufmerksam zu machen.
Was da so zwischenzeitlich abgeht!
Nicht nur, dass die Aufgaben verspätet kommentiert werden (ja, Facebooks Algorithmus spült den Post oft erst Tage in die Timelines, aber da bin ich diamanthart … gepostet werden darf nur am angegebenen Tag)!
Nein, die Aufgaben werden teilweise auch komplett ignoriert und dann einfach ein Standard-Werbepost platziert.
Da wird nicht mehr gelesen und auch nicht mehr richtig hingeschaut. In einer Art pawlow'schem Reflex wird nach dem Hit-and-Run-Prinzip (Anhauen, Umhauen, Abhauen), einfach – bitte entschuldige meine Worte – der eigene Scheiß ohne Rücksicht auf Verluste rausgekotzt. Das geht auch in anderen Gruppen so weit, dass, vergisst ein Admin einmal, seinen Werbepost pünktlich zur Verfügung zu stellen, einfach ein älterer Post rausgesucht und darin kommentiert wird. Wie respektlos geht's eigentlich noch?!
Hauptsache raus mit dem Scheiß! Und Hauptsache, schnell wieder weg – denn ich hab' ja keine Zeit!
Kinners, so funktioniert das nicht!
Wieso glauben diese Personen (ich bin mir sicher, liebe Leserin, lieber Leser, dass Du das nicht machst), dass sich irgendwer für diese Posts interessiert, wenn sie sich selbst nicht für die anderen interessieren?
Da wird das "Social" in Social Media komplett vergessen!
Ja, das kann passieren, wenn man den eigenen virtuellen Assistenten (VA) nicht sauber brieft. Aber allein schon der Einsatz eines VA zeugt schon von Missachtung des Prinzips. Der VA wird da zum Bot degradiert – und wenn wir nur VAs kommentieren lassen, sehen auch bestenfalls VAs unsere Kommentare. Von Lerneffekt oder echtem Networking keine Spur!
Du merkst, wie sehr mich das ärgert, nicht?
Fazit – wer nicht wirbt, stirbt – aber das Wie entscheidet!
Wenn Du Dich für den Weg des organischen Marketings entscheidest, dann gehe ihn mit allen Konsequenzen. Diese Konsequenzen heißen:
- Zeit - unterschätze den zeitlichen Aufwand nicht, wenn Du es richtig machen und nicht delegieren willst
- Ideen - ohne originelle Ideen, wie Du auf Deine Angebote in dem Überangebot, das überall herrscht, aufmerksam machen kannst, geht es nicht!
- Mut - habe auch den Mut, einmal neue Wege zu versuchen, etwas anders zu machen, als andere. Provoziere, sei humorvoll, sei kreativ anders.
- Ausdauer - lass Dich nicht entmutigen, wenn einmal etwas nicht auf Anhieb und mal nicht wie gewohnt funktioniert
- Respekt - für die Regeln derer, bei denen Du zu Gast bist und wo Du Deine Werbung platzieren darfst. Ich biete gerne eine Plattform für Dich und andere, aber nur, wenn Ihr Euch an meine Regeln haltet und das nicht für selbstverständlich hinnehmt.
Jetzt interessiert mich:
Wie sieht es bei Dir aus?
Achtest Du peinlich genau darauf, die Vorgaben der jeweiligen Gastgeber für Deine Werbung zu respektieren, oder ist es Dir egal? Womit machst Du die besten Erfahrungen für den Erfolg Deiner organischen Marketing-Maßnahmen in den Social Media? Was funktioniert gut für Dich, was weniger gut?
Ich freue mich auf die Diskussion mit Dir!